Beim Frühstück saue ich mich großfleckig und zunächst unbemerkt mit Schokocreme ein. Was besonders ärgerlich ist, da ich meinen liebsten 3€-Flohmarktfundpulli bei dem leicht ergrauten Wetter gut hätte ausführen können. Vielleicht ist der Bäckereifachverkäuferin auch Brotaufstrich über das Leben gelaufen, ich verlange unvergoren und kaltschnäuzig Stachelbeerkuchen und Kalten Hund.
In Tambach-Dietharz ist auf jeden Fall einer begraben und warm ist er bestimmt nicht mehr. Fliegenschwärme steigen laufend aus kuhlen Feuchtgebieten auf – es ist ein bisschen wie eine nicht eintretende Zombieapokalypse – irgendetwas verwest hier unentwegt. Nach kurzer Zeit haben wir vom Asphalt die Schnauze voll und stapfen Rotkäppchen like ins Unterholz. Der App gefällt das nicht und so komoot es, während wir über Stein und Zapfen kraxeln, not amused: „Du hast die Route verlassen. Wirf einen Blick auf die Karte.“ Wir ignorieren das gekonnt und werfen lieber einen Blick vom Fels auf das schmale Wasser und staunen breit. (K)ein norwegisches Fjord, (k)ein schottisches Loch liegt zu unseren Füßen. Mal rodierte Baumstammknochenkunst und Grashüpferballett wird zwischen gelben Blüten und langen Gräsern am Ufer aufgeführt.
Das Röllchen ist ganz wunderbar – wie diese (DE)Tour generell. Es plätschert, es wurzelt, es moost überall. Wie die Geier sitzen Volker und Karin lauernd plaudernd auf der Brücke und pellen ihre hart verdienten Eier. Im Mitsubishi braust der Staumeister ums Eck, also ziehen wir weiter Richtung Falkenstein. Der Teich wär Amadeus und Sabrina kein Wassergraben mehr, das Wasser hat ihm der Sommer schon längst abgegraben. An Meister Eckhards Eisenketten erklimmen wir den Alternfels und beobachten gesättigt und erheitert, wie sich die Ameisen ritterlich im Brötchenkrümelwettlauf und Frühlingszwiebelringstechen schlagen.
Rückwärts wählen wir gleich den Forstweg. Hohe Bäume, wohin das Auge reicht, weicher Boden, wohin der Fuß tritt. Das Städtchen finden wir weiterhin verschlafen vor. Die Menschen sind nicht an der Staumauer, sie stauen sich bei REWE an der Kasse. In Geduld gemessen dauert der Wasserkauf mindestens so lange wie die Wanderung. Doch: viel Moos befühlt, ein paar Baumvulven gestreichelt und harzige Löcher geleckt.
Es war mir ein Fest.