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Alltagslyrik

Sendepause

Friedlich klingt er, der Vogelgesang, doch
schaue ich mich um, Blicke in die Ecken wie
überquellende Blumentöpfe hängen zwei
Katzen über dem Balkongeländer beobachten
mich und mit der S-Bahn fahren laute Stimmen

in mich hinein; es riecht nach Pisse – Von Wegen
Lisbeth – und Backwarenmief und der Zug fiept
und brummt wie eine Meerschweinchenmaschine;
für meine kleine Odyssee möchte ich mich
mit allen Sinnen vor Sirrendem verschließen.

Lustig, Reiten im Juli – Zeh – und sie hat doch
Recht, eine Form von Fokus und in Beziehung,
im Moment und in Bewegung sein, flexibel an-
nehmen, nachgeben, führen, davon getragen
werden. Othernde Blicke und Liebe empfangen,

keine Nachrichten von da, wo eine Grenze gesetzt
werden will, wo meine Erwartung falsch war, weil
ich nicht dich getäuscht habe, sondern mich selbst.
Die Erzählung bekommt einen neuen Namen, der
mit mir identisch ist, und weitere Fesseln fallen, frei.

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Alltagslyrik

Juni –> Juli

Wie Fischfutter fällt mir alles aus dem Gesicht
Ich häute mich – zum wiederholten Mal – es ist
nicht mal eine Metapher, die Metamorphose, die
Häutung ist real, weil ein Windstoß mich zu Boden
hat fallen lassen, während ich zwischen den Mahl-
steinen, die mein Leben bestimmen, zerrieben werde
und nichts von mir übrig bleibt als diese Schuppen

vielschichtig, schmerzhaft und fragil. Nach der Anfangs-
Euphorie des Ausstiegs kommt – wie im Lehrbuch – der
tatsächliche Niedergang; ich kann so viel an meinem
Mindset arbeiten, wenn sich Rahmenbedingungen nicht
ändern, wird keine Verbesserung eintreten und die Mühle
mahlt weiter und ich zerbrösele zwischen den Welten. Es
geht nicht; nur um Leistung. Es ist die Lüge der Entfaltung

des großen Potenzials, das in mich hinein gebetet
wurde ein Auftrag, den ich nicht ablehnen kann. Alles
wird bis ins Letzte ausgebeutet – warum ich nicht
mich selbst, weil das ist der Weg. Ich weiß, wovon
ich mehr brauche und weniger und nichts weiter –
einige Fäden liegen nicht in meiner Hand, sind es
alles Hirngespinste, meine Sorgen, Wünsche, Träume.

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Wechselstimmung

Überall sind immer Geräusche,
Gerüche, Reifen auf nassem
Asphalt und Rasenmäher. Ich
drücke beide Augen zu und
sehe die Muster; mal wieder ein

Sprung im, aus dem Käseglocken-
Goldfischglas, hustle, in den Papa
Karton, culture; warum, frage ich –
kann ich – noch – immer – mehr und
es hört nicht auf, egal, wie schnell

ich ticke; wie lange wird die Um-
care dauern, wo die Grenze nicht
einmal erreicht war. Wenn der Weg
weder durch den Körper noch den
Kopf führt – ist der Fehler die Suche

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all those who wondra

Unter den Nägeln sitzt er,
der Erdbeerschaum, während ich
aus(b)renne; Nervenbahnen stra-
(s)pazieren durch Butter, Brezeln,
Zeit, Konfetti, wo es doch nur
mehr Moos bräuchte, um

Alien zu sein – das – mit dem
Kaffeefilter im Gesicht, dem
Tunnel im Seelenraum, weil einfach
alles eine Lüge, Anstrengung, Ambi-
valenz mein Primärantrieb ist

Existiert das Drama nur
in meinem Orbit? Wo ist das Maß,
der Stab, auf den ich mich, ver-
lasse, ich mich, auf mich, um mich
nicht selbst zu verlieren, in cis-Sys-
T(h)emen, die jenseits des Spektrums
vegetieren und sich mir verschließen

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under the radar

Schnecken sitzen in den Bäumen
Zwei Enden vom Regenbogen
Glückliche Gesichter, Gulli und
Drohnen im Abendlicht

Die Wut ist ein schnelles Tier
Brüllt und tritt und kratzt, wenn
die Grenzen überschritten sind,
die Nähte stechen, die Welt kalt ist

Sollen wir uns schreiben,
wenn es uns schlecht geht
Wann werden die Anderen
von unseren Geheimnissen erfahren

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deep*ressure

Das Moos ist flauschig
Am Wegesrand, plötzlich
Riecht die Luft nach Sushi
Aufgereiht ruhen die Mobile
In den Parkbuchten

Schuld, Gefühle, Offenbarung
Erschöpfung, entmaskiert
1 geht, 1 vegetiert
1 Teig entsteht, gibt es

Überhaupt einen Unterschied
Zwischen Sarkasmus und dem,
Was ich tatsächlich fühle

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Grüner Samstag

Den Pinsel in Sojajoghurt
tauchen die Balken lasierend
Den Geruch von Mohnstriezel
auftragen, erinnern, streichen
Gespräche über Seychellen
lauschen, Methanol und Erschöpfung

Sprachlosigkeit mit Sprachlosigkeit
begegnen, die Verspätung wegatmen
Die Gefühle und den Kinderkörper
zurücklassen, die Glasscheibe verwehrt
Abkühlung, die die Tropfen leicht fallend
bringen, den Regenbogen im Rücken

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nature*writing

Chronisch aneinander vorbei laufend
Sind der Grünspecht und ich asynchron
Ich höre nur, wie er in der Ferne lacht
Doch ein Fasan flüchtet ins Unterholz
Nah, wo ich zuletzt die Hennen sah

Ein kleiner Trost während Flocken fallen
Die flüssig aggregiert in meinen Schuhen
Schwappen – eine Fußbadewanne, die
Ich quietschend Schritt für Schritt erhitze

Eine Vier-Gänse-Formation fliegt vorbei
Kein klassischer Stresslauf, kein Polarlicht in orange
Alles ist grau, blau, grün wie das Gefieder