Gleich als wir die geliehene Wohnung betreten, kann ich den Song, den ‚Von wegen Lisbeth‘ über die abwesende Gastgeberin hätte schreiben können, hören, der sich aus den anwesenden Gegenständen wie von selbst ergibt. Hannah Arendt neben Halli Galli im Regal, getrocknete Blumen an der Wand.
Auf Basis des Kleidungsstils und des Telefonats auf dem Weg hierher werden aus der unbekannten V. und bekannten M. eine diffuse Person – groß, blond und schön, intellektuell, belesen und zu soft für mich. Die altrosa Bettwäsche auf grauem Laken und die Flohmarktteller mit den Purpurblüten nähme ich sofort. Aber ohne den Balkon mit dem Wald- und Wiesenstrauch wäre es nicht das Gleiche.
Wenn an der Fassade kein Graffiti oder Zahnarztschild prangt, klebt in den Fenstern in großen Lettern „Physiotherapie“. Der August-Bebel-Platz erinnert mich ein bisschen an Aachen. „1312“ im Viertel deutlich in der Überzahl. Das Birne-Holunder-Eis war leider aus.
Die Hallorische Flora ist klug – neben Unmengen an Kornblumen säumen zahlreiche Disteln und andere stachelige, widerstandsfähige Gewächse die Saale und zieren die weitreichenden Felder. Wir sehen einen Fasan (😲), Pferde, Rinder, Ziegen/Schafe, Damwild auf dem Weg und kleine Fische im Fluss, die an den Zehen knabbern.
Kurz vor Wettin kollidiere ich in voller Fahrt mit einer Wespe, die beim Sonnengelb meines T-Shirts sicherlich auch besseres erwartet hat, als nach zwei Stichen mit leichter Hektik dort heraus geschnipst zu werden. Die Aussicht nach der Apotheke war es wert, nur den Tag danach juckt es wie Sau.